Fülszöveg
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Erziihlungen Jngeborg I^acliinnnns haben die Wirkung Steinen, die, in einen Tiim-pel geworfen, tief abgehigerten Schlamm aufrühren. Aus dem Wirbel der plötzlich bewegten Elemente hebt sie ihre Gestalten: der Konvention bürgerlicher Nachkriegsgesellsehaft überdrüssige fndividualisten, die ihre Exi-I Stenz aufkündigen. Die Selbstprüfung des Mannes, der in das dreißigste Jahr geht und den Sinn seines I^ebens nicht finden konnte, verdeutlicht den Prozeß der Auflösung einer Verhaltensnorm, die den Einzelmenschen in ein würdeloses Leben zwingt. Ingeborg Bachmann dringt tief in die Psyche des bürgerlichen Menschen, untersucht seine Kettungen und Irrungen, läßt endlich Entschlüsse reifen, die teils utopische Zeichen, teils Indiz einer neuen Weltauffassung sind: „Dann, wenn die Welt dort angefaßt wird, wo sie-sich auch anfassen läßt, wo sie das Geheimnis der Drehbarkeit hat Dann sei
Schidzumschlagenhvurf: Detlef Jünger
anders, damit clioiWelt sich verändert."
Der Aiistrilt aus der...
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Erziihlungen Jngeborg I^acliinnnns haben die Wirkung Steinen, die, in einen Tiim-pel geworfen, tief abgehigerten Schlamm aufrühren. Aus dem Wirbel der plötzlich bewegten Elemente hebt sie ihre Gestalten: der Konvention bürgerlicher Nachkriegsgesellsehaft überdrüssige fndividualisten, die ihre Exi-I Stenz aufkündigen. Die Selbstprüfung des Mannes, der in das dreißigste Jahr geht und den Sinn seines I^ebens nicht finden konnte, verdeutlicht den Prozeß der Auflösung einer Verhaltensnorm, die den Einzelmenschen in ein würdeloses Leben zwingt. Ingeborg Bachmann dringt tief in die Psyche des bürgerlichen Menschen, untersucht seine Kettungen und Irrungen, läßt endlich Entschlüsse reifen, die teils utopische Zeichen, teils Indiz einer neuen Weltauffassung sind: „Dann, wenn die Welt dort angefaßt wird, wo sie-sich auch anfassen läßt, wo sie das Geheimnis der Drehbarkeit hat Dann sei
Schidzumschlagenhvurf: Detlef Jünger
anders, damit clioiWelt sich verändert."
Der Aiistrilt aus der Gesellschaft, dos Durchbrechen des erkannten Spiels, der Schrei des Richters Wildennulh auf dem Höhepunkt der Erkenntnis, daß Wahrheit nicht auffindbar ist, wo sie zur l'^ormel erstarrt: die Möglichkeiten der Demaskierung scheinen ebenso unerschöpflich wie die moralische Prätention der Autorin, Verantwortung zu übernehmen für sich und ihre Zeitgenossen. Ein stiller, wirksamer Protest; Geschiehtcn der ver-zweifel tenWegsuche, in eineSpra-che gefaßt, deren lyrischer Fluß und Bildhaftigkeit sich an der Bitterkeit der Problematik reiben; eine Sprache leidenschaftlichen Widerstands gegen die große Folgenlosigkeit der bürgerlichen Gesellschaft: „ ,Das ist das Furchtbare', schrie Friedl, ,die Opfer, die vielen, vielen Opfer zeigen gar keinen Weg! Und für die Mörder ändern sich die Zeiten.'"
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