Fülszöveg
Was bietet dieses Buch? Wir sehen es auf den ersten Bhck: Schlafmützen, hoffende Jungfrauen, Einfaltspinsel, spröde Bräute, alte Junggesellen, schmachtende Haremsdamen, brave Hausväter und -mütter, hochwohlgeborene Täuflinge - und dazAi Land- und Wasserfalirten, Bier- und Eisvergnügungen, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, ja sogar eine Exkursion des Märkischen Forstvereins, die sich, wie niemand weiß, 1884 zutrug. Neun Jahre später fand, und zwar am 25. und 26. Juni, das Bundes-Sängerfest zu Neuruppin statt.
Kein Wort hätten wir hier über die wackeren Sänger zu Neuruppin verloren, würden sie uns nicht fröhlich hinsingen zu einem unsterblichen Städtchen. Demi daselbst, heutzutage eine knappe Autostunde nordwest-wärts von Berlin entfernt, wurden diese kunterbunten Bilderbogen erdacht, vertausendfacht und in alle Welt geschickt. Eine Art Einblatt-Zeitung, einseitig bedruckt: voller Neuigkeiten, Katastrophen, Falschmeldungen, kurz- und langweiliger Späße. Rund ein halbes...
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Fülszöveg
Was bietet dieses Buch? Wir sehen es auf den ersten Bhck: Schlafmützen, hoffende Jungfrauen, Einfaltspinsel, spröde Bräute, alte Junggesellen, schmachtende Haremsdamen, brave Hausväter und -mütter, hochwohlgeborene Täuflinge - und dazAi Land- und Wasserfalirten, Bier- und Eisvergnügungen, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, ja sogar eine Exkursion des Märkischen Forstvereins, die sich, wie niemand weiß, 1884 zutrug. Neun Jahre später fand, und zwar am 25. und 26. Juni, das Bundes-Sängerfest zu Neuruppin statt.
Kein Wort hätten wir hier über die wackeren Sänger zu Neuruppin verloren, würden sie uns nicht fröhlich hinsingen zu einem unsterblichen Städtchen. Demi daselbst, heutzutage eine knappe Autostunde nordwest-wärts von Berlin entfernt, wurden diese kunterbunten Bilderbogen erdacht, vertausendfacht und in alle Welt geschickt. Eine Art Einblatt-Zeitung, einseitig bedruckt: voller Neuigkeiten, Katastrophen, Falschmeldungen, kurz- und langweiliger Späße. Rund ein halbes Jahrhundert strickten drei Fabrikanten in Neuruppin an der Weltgeschichte, an Weltgeschiclitchen mit.
»Juchhe, in vier Wochen springen wir ins Ehebett!« ruft der endlich erhörte junge Meister. Und die spröd-willige Braut flötet: »Du loser Schäker! Warte nur!« Ja, es umschlingt uns viel seufzende in- und ausländische Schönheit, auch wenn wir sie nicht direkt springen sehen und die Dekolletes nicht jenen Zuschnitt aufweisen, bei dem man sich leicht erkältet. Schöne Augen zwar, aber mehr Stoff als Haut, denn: »Passiert just so ein kleines Leid, bedeckt wirds durch so breites Kleid.« Andere Zeiten - andere Mängel.
Freilich: Nähmen wir den Leuten die Hüte (nicht die Bärte) weg, steckten wir sie statt in bunte Reifröcke und gebürstete Anzüge in zerscldissene Jeans, könnten wir sie für unseresgleichen halten. Dennoch sind nicht mehr sie es, sondern wir, die sich »in anderen Umständen« befinden.
Was bietet dieses Buch? Einen Ausschnitt. Für Einblick. Einen Blick auf ein Quentchen verewigten, unwiederbringlichen, wunderlichen, verzwirbelten Lebens. Ganz und gar heilzensuriert ist diese Welt ohne Seitensprünge. Und wer's nicht glaubt, den soll der Hund, wie die Geliebte zärtlich schreit, in die dünnen krummen Beine beißen!
Kurzpersonalien der Herausgeber
Lisa Riedel, Jahrgang 1925, Diplomhistorikerin. Seit 1958 Direktorin des Heimatmuseums Neuruppin, das die größte Spezialsammlung Neuruppiner Bilderbogen besitzt. Diverse Publikationen über die Forschungsgebiete Regionalgeschichte und die Geschichte des Bilderbogens.
Werner Hirte, Jahrgang 1928, Diplomphilologe. Lektor und Sachbuchautor. Herausgeber der Bücher »Die Schwiegermutter und das Krokodil. III bunte Bilderbogen für alle Land- und Stadtbewohner, soweit der Himmel blau ist« (1968) und » Vetter Franz auf dem Esel. Heitere Bilderbogen schwarz auf weiß« (1976).
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