Die Kunst des Liebens

Fülszöveg

Die Lektüre dieses Buches wird eine Enttäuschung für alle jene Leser sein, die eine der üblichen Einführungen in die Kunst des Liebens erwarten. Das Buch möchte ganz im Gegenteil zeigen, dass Liebe nicht ein Gefühi ist, dem man sich einfach hinzugeben braucht, unbeachtet dem Grad der Reife, den man erreicht hat; es möchte den Leser überzeugen, dass jeder Versuch der Liebe fehlschlagen muss, solange man sich nicht bemüht, die eigene Gesamtpersönlichkeit zu entwickeln und damit zu einer schöpferischen Orientierung zu gelangen, und dass man in der individuellen Liebe keine Befriedigung finden wird, solange man nicht imstande ist, seinen Nächsten zu lieben und dies wirklich mutig, ehrlich und rücksichtsvoll tut. Jeder mag sich selbst die Frage stellen, wie viele Menschen er kennt, die wirklich voll und echt zu lieben fähig sind. — Dennoch sollte die Schwierigkeit dieser Aufgabe noch lange kein Grund sein, gar nicht erst den Versuch zu machen, die Gründe für diese Schwierigkeit zu... Tovább

Fülszöveg

Die Lektüre dieses Buches wird eine Enttäuschung für alle jene Leser sein, die eine der üblichen Einführungen in die Kunst des Liebens erwarten. Das Buch möchte ganz im Gegenteil zeigen, dass Liebe nicht ein Gefühi ist, dem man sich einfach hinzugeben braucht, unbeachtet dem Grad der Reife, den man erreicht hat; es möchte den Leser überzeugen, dass jeder Versuch der Liebe fehlschlagen muss, solange man sich nicht bemüht, die eigene Gesamtpersönlichkeit zu entwickeln und damit zu einer schöpferischen Orientierung zu gelangen, und dass man in der individuellen Liebe keine Befriedigung finden wird, solange man nicht imstande ist, seinen Nächsten zu lieben und dies wirklich mutig, ehrlich und rücksichtsvoll tut. Jeder mag sich selbst die Frage stellen, wie viele Menschen er kennt, die wirklich voll und echt zu lieben fähig sind. — Dennoch sollte die Schwierigkeit dieser Aufgabe noch lange kein Grund sein, gar nicht erst den Versuch zu machen, die Gründe für diese Schwierigkeit zu suchen und die Bedingungen zu ihrer Ueberwindung zu verstehen. Erich Fromm hat sich mit Erfolg bemüht, dieses vielschichtige Problem in einer Sprache zu behandeln, die nicht mit Fachausdrücken belastet ist. Das Resultat ist ein Buch, das anspruchsvoll und doch leicht lesbar ist.
Erich Fromm
Anmerkungen zur psychoanalytischen Theorie und Therapie
Vortrag bei einem Symposium anlässlich seines 75. Geburtstags Ende Mal 1975 In Locarno Audiothek ex libris Tonbandcassette CWO 7034


Inhalt:
Die Cassette enthält in gekürzter Form den Hauptvortrag beim Symposium, das anlässlich des 75. Geburtstags von Erich Fromm Ende Mal 1975 In Locarno / Tessln unter dem Thema «Möglichkeiten der Psychoanalyse: Rückblick und Ausblick» stattfand. Erich Fromm legt In diesem Referat dar, In welchen wesentlichen Punkten die Psychoanalyse Freuds die bisherigen Ansichten revolutioniert hat, gleichzeitig aber auch, worin Freud seiner Zelt und dem Denken seiner Zelt zu sehr verpflichtet war und deshalb die kritische Auseinandersetzung mit Ihm zu suchen Ist.
Zunächst wird das Verdienst Freuds aufgegriffen, die Psychologie zu einer Wissenschaft gemacht zu haben. Dies gilt freilich nur, wenn ein rein naturwissenschaftlicher Wlssen-schaftsbegrlff für die Phänomene menschlicher Psyche überwunden wird. Freud versuchte deshalb den Menschen als ein System im Sinne einer Totalität zu sehen. Die Entdeckung der unbewussten Konflikte, des Konflikts zwischen Bewusstseln und Unbewusstem, zwischen Denken und Sein, trug zu dem neuen und wissenschaftlichen Menschenbild Freuds entscheidend bei. Kritisch gegen Freud stellt Erich Fromm fest, dass diese Entdeckung durch die Reduktion des Unbewussten im wesentlichen auf die früh-klndllche Sexualität eingeschränkt
wurde, so dass die Sexualität im Menschenbild einen Stellenwert bekam, der ihr nicht zusteht. Erich Fromm verdeutlicht diese Fehleinschätzung der Bedeutung der Sexualität am Beispiel des Ödipus-Kom-plexes. Gegenüber dem Konflikt zwischen Selbsterhaltung und Sexualität wird der Mensch von heute durch weitaus einschneidendere Konflikte und Widersprüche gequält, so dass die Konzentration auf die Sexualität gerade von dem ablenkt, was heute die wirklichen Probleme und verdrängten Probleme des Menschen sind.
Im zweiten, kürzeren Teil des Referats kommt Erich Fromm auf die Therapie zu sprechen. Die grosse Entdeckung Freuds war die befreiende Wirkung der Wahrheit mit Hilfe der von ihm entwickelten therapeutischen Methoden. Kritisch ist dabei wiederum die Vorrangstellung der Sexualität anzumerken; sodann aber muss das Verständnis der «freien Assoziation» bemängelt werden, wenn es, wie in den meisten orthodoxen Therapien, zum freien Geschwätz ausartet und sich die Therapie überhaupt in ihrem Verlauf zu sehr an der Theorie orientieren muss. Eine starke Verengung ist in der Position des Therapeuten zu sehen, der von den Laboratoriumsmethoden der Naturwissenschaftler her gesehen wird und zu wenig am Geschehen und Schicksal des «Patienten» Anteil nimmt. Abschliessend wird Freuds Theorie als kritische Theorie gewürdigt, die eben darin kritisch ist, dass sie das Unpopuläre zu sagen gewagt hat. Dieser Aufgabe, das Unpopuläre zu artikulieren, müsste sich die Psychoanalyse heute wieder stellen, und zwar gerade gegen eine Gesellschaft, die nur auf maximale Produktion und Konsumation ausgerichtet ist.
Vissza