Fülszöveg
August Macke. Bildnis Franz Marc. 50 x 38 cm. Dl auf Pappe. 1910.
Berlin (West), Nationalgalerie
»Wenn ich sage, wer Franz Marc ist, muß ich zugleich bekennen, wer ich bin, denn vieles, woran ich teilnehme, gehörte auch ihm. Menschlicher ist er, er liebt wärmer, ausgesprochener. Zu den Tieren neigt er sich menschlich. Er erhöht sie zu sich. Er löst nicht sich zuerst als zum Ganzen zugehörig auf, um sich dann nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Pflanzen und Steinen auf einer gleichen Stufe zu sehen. In Marc steht der Erdgedanke vor dem Weltgedanken (ich sage nicht, daß er sich nicht hätte dahin entwickeln können, und doch: warum starb er dann?)
Der Obergang der Zeit bedrückte ihn, die Menschen sollten mit ihm gehen. Weil er selbst noch Mensch war und ein Rest von Ringen ihn fesselte. Der letzte Zustand, wo das Gute noch Gemeingut war, das bürgerliche Empire, kam ihm beneidenswert vor Ein frauenhafter Drang, jedem von seinem Reichtum mitteilen zu können, war ihm eigen. Daß...
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Fülszöveg
August Macke. Bildnis Franz Marc. 50 x 38 cm. Dl auf Pappe. 1910.
Berlin (West), Nationalgalerie
»Wenn ich sage, wer Franz Marc ist, muß ich zugleich bekennen, wer ich bin, denn vieles, woran ich teilnehme, gehörte auch ihm. Menschlicher ist er, er liebt wärmer, ausgesprochener. Zu den Tieren neigt er sich menschlich. Er erhöht sie zu sich. Er löst nicht sich zuerst als zum Ganzen zugehörig auf, um sich dann nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Pflanzen und Steinen auf einer gleichen Stufe zu sehen. In Marc steht der Erdgedanke vor dem Weltgedanken (ich sage nicht, daß er sich nicht hätte dahin entwickeln können, und doch: warum starb er dann?)
Der Obergang der Zeit bedrückte ihn, die Menschen sollten mit ihm gehen. Weil er selbst noch Mensch war und ein Rest von Ringen ihn fesselte. Der letzte Zustand, wo das Gute noch Gemeingut war, das bürgerliche Empire, kam ihm beneidenswert vor Ein frauenhafter Drang, jedem von seinem Reichtum mitteilen zu können, war ihm eigen. Daß nicht alle folgten, erfüllte ihn mit Bedenken über seinen Weg. Oft ahnte ich bang, er würde sich nach der Gärung zurückwenden zu irdischer Schlichtheit. Nicht aus Totalitätsabsichten diese Welt mitberühren, sondern ganz in sie zurückkehren aus Menschenliebe.
Meine Glut ist mehr von der Art der Toten oder der Ungeborenen. Kein Wunder, daß er mehr Liebe fand. Edle Sinnlichkeit zog wärmend ziemlich viele an. Marc war noch Species, nicht Neutralgeschöpf. Ich erinnere mich seines Lächelns, wenn meinem Auge irdische Momente entgingen.
Kunst ist wie Schöpfung und giltam ersten und am letzten Tag.« Paul Klee. Aus dem Tagebuch (Eintragung 1008), München 1916
Auf der Vorderseite: Die großen blauen Pferde. 105x181 cm. Ol auf Leinwand. 1911. Minneapolis, Walker Art Center
Vissza