Ja, mein Temperament!

Fülszöveg

»Ich bin ein Zigeuner«, sagt Wolfgang Overath. Der Zigeuner hat es schwer, sein Temperament zu zügeln. Sein Blut kocht schnell über; seine Zunge speit Gift und Galle. Das ist die eine Seite, die andere sieht so aus: Zigeuner haben ein Herz aus Samt, sind tiefreligiös und abergläubisch dazu. Und wenn sie im Gegensatz zum >Zigeuner< Overath nicht immer seßhaft sind, so spricht das nicht gegen den Fuß- ballstar. Längst wäre er deutschem Blickfeld entschwunden. Längst würde er hohe Fußballschule in Spanien oder Italien reiten, gäbe es dort die Ausländersperre nicht. Sie und viel Rücksicht auf die Ehefrau halten Wolfgang Overath in diesem Lande, das den Ballvirtuosen gut ernährt. Großes Geld für große Könner. Dagegen ist wenig zu sagen. Und niemand wird bestreiten, daß Overath diesem Bild entspricht. Einen Tag vor seinem Geburtstag lud Sepp Herberger den noch 19jährigen zum ersten Länderspiel, drei Jahre später Helmut Schön den 22jährigen zur Weltmeisterschaft. Wolfgang Overath geriet in... Tovább

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»Ich bin ein Zigeuner«, sagt Wolfgang Overath. Der Zigeuner hat es schwer, sein Temperament zu zügeln. Sein Blut kocht schnell über; seine Zunge speit Gift und Galle. Das ist die eine Seite, die andere sieht so aus: Zigeuner haben ein Herz aus Samt, sind tiefreligiös und abergläubisch dazu. Und wenn sie im Gegensatz zum >Zigeuner< Overath nicht immer seßhaft sind, so spricht das nicht gegen den Fuß- ballstar. Längst wäre er deutschem Blickfeld entschwunden. Längst würde er hohe Fußballschule in Spanien oder Italien reiten, gäbe es dort die Ausländersperre nicht. Sie und viel Rücksicht auf die Ehefrau halten Wolfgang Overath in diesem Lande, das den Ballvirtuosen gut ernährt. Großes Geld für große Könner. Dagegen ist wenig zu sagen. Und niemand wird bestreiten, daß Overath diesem Bild entspricht. Einen Tag vor seinem Geburtstag lud Sepp Herberger den noch 19jährigen zum ersten Länderspiel, drei Jahre später Helmut Schön den 22jährigen zur Weltmeisterschaft. Wolfgang Overath geriet in die Schlagzeilen und avancierte zum Weltklassespieler, obwohl er 1966 nicht sein Spiel spielen konnte, wie er in diesem Buch erzählt. Vier Jahre später erlebte Mexiko den echten Overath, den Fußball-Zigeuner, für den der Ball die Geige ist, der er die schönsten Töne entlockt. Südamerikas Experten waren besonders hingerissen. Sie stellten Overaths Leistung über die Franz Beckenbauers. Seine Freunde aber staunen noch über einen anderen Overath. Uber den Zigeuner mit dem Herzen aus Samt, der sein Temperament besiegte und seine Zunge im Zaum hielt. Die Gründe für die Wandlung des Wolfgang Overath erfahren Sie in diesem Buch, in dem der Spieler über sich und den großen Fußball berichtet. Doch das soll nicht alles sein. Overath faßt auch heiße Eisen an, vergleicht Helmut Schön mit Sepp Herberger, Franz Beckenbauer mit Fritz Walter und wundert sich z. B. darüber, daß Wolfgang Weber in Mexiko so spät zum Einsatz kam. Vissza